KMFDM - Ruck Zuck
8 von 10 Punkten
(Metropolis / Alive)
KMFDM ohne harte Gitarrenriffs, ohne verzerrte Stimme, komplett mit Frauenstimme? Das geht nicht!
Das ist nicht KMFDM! So gesehen stimmt das. Und doch stimmt es nicht, nicht auf dieser EP mit Remixen
aus dem 2005er-Album "Hau Ruck".
Denn wenn sich die einzelnen Bandmitglieder ihre Lieblingsstücke nach eigenem Gutdünken vornehmen oder
Gastmusiker ans Kontrollpulte lassen, kommt am Ende schnell etwas ganz anderes aus den Radioboxen, als
man sonst von den Chicagoern gewohnt ist.
Statt einem "crossover between techno/dance and heavy metal" erweitert sich die musikalische Bandbreite
der neugemixten Songs von 60er Jahre Ska-Tolle bis zur Electro-Cyperspace Programmierung.
Das abgebrannte Feuerwerk unterschiedlichster Stilrichtungen ist beeindruckend. Nicht minder
beeindruckend ist die Erkenntnis, wie sehr sich der kanalisierte Sound einer Formation ausdifferenzieren
kann, wenn die einzelnen Bandelemente die Freiheit haben sich die gemeinsamen Stücke allein
zurechtschneidern.
Ganz muss man auf "KMFDM-gesamt" auch nicht verzichten, so haben sich die fünf über den DAFs Klassiker
"Der Mussolini hergemacht. Das Resultat ist ganz klar KMFDM und funktioniert bestens! Die Entscheidung
zu welcher Version man lieber tanzen mag, fällt mehr als schwer.
Bei so vielen Ideen macht das Zuhören richtig Spaß, natürlich umso mehr, wenn man die Originale im
Hinterkopf hat und vergleichen kann.
Die "Absage" kann man sich gleich doppelt anhören. Gut, dass zumindest die Bewohner unserer
"unpolitischen" Szene politisch sind, wenn es sich auch um das allgegenwärtige Wort zur Weltlage
handelt, so wahr es leider ist! Wer sich also über den Tellerrand des bekannten KMFDM-Sounds traut -
wozu man immer in der Lage sein sollte - dem sei Ruck Zuck nur wärmstens ans Herz gelegt.
Absolut hörenswert!
Aiko
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